FELIX MENDELSSOHN- BARTHOLDY "ELIAS" OP. 70

Gut 175 Jahre seit der Uraufführung sind vergangen: Mendelssohns Oratorium ELIAS vor der Folie eines sich mehr und mehr längenden Krieges in der Ukraine, vor Dürre, Hitze und Missernten in weiten Teilen Europas könnte aktueller kaum sein: „Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor Durst.“ „Hilf, Herr!“ Da ist ein erster 1. Teil, in dem – nach der Ankündigung der Dürre – beschrieben wird, wie Elias auf wunderbare Weise den Sohn der Witwe vom Tode auferstehen lässt, wie er den Baals-Anhängern entgegentritt und wie er die Dürre beendet. Elias als starker, kämpferischer Prophet, einer, der sich auflehnt gegen die Vielgötterei der Königin im Nordreich, die als Kanaanäerin dem Baalskult anhing. Er suchte diese Entwicklung zu beenden und alle Israeliten hinzuwenden zu dem einen Gott: Jahwe. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung Polytheismus gegen Monolatrie. Der zweite Teil zeigt einen resignierenden, lebensüberdrüssigen Elias, der erst nach einer Zeit in der Wüste am Tiefpunkt seines Lebens wieder unter das Volk geht und eine Gottesbegegnung erlebt. Seine Himmelfahrt sollte eigentlich nach Mendelssohns Willen das Stück abschließen. Der Dessauer Pfarrer Julius Schubring brachte ihn jedoch dazu, noch einen Anhang zu komponieren: so folgen der Himmelfahrt noch prophetische Hinweise auf einen kommenden Messias. Gefühle von Verzweiflung und Hilflosigkeit sind ebenfalls unsere tagesaktuellen Begleiter. Die Welt heute scheint verflucht, ähnlich der Prophezeiung des Elias: „Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen.“ Blechbläser untermalen dies mit drei absteigenden Tritoni. Ein weiteres Hauptthema kehrt sowohl melodisch als auch harmonisch abgeändert im gesamten Oratorium wieder: eine majestätisch aufwärts gerichtete Dreiklangsfigur. Sie stellt Elias immer wieder in seine Rolle als Diener des Herrn. In gewisser Weise stehen sich also im Elias Fluch und Segen unmittelbar gegenüber. „Höre, Israel“, diese bewegende Sopranarie am Beginn des zweiten Teiles - ursprünglich für die Sopranistin Jenny Lind geschrieben - bereitet uns vor: wir sollen uns an alte Zusagen erinnern. In fast marschähnlicher Manier folgt „Fürchte dich nicht, spricht unser Gott, ich bin mit dir“. So kann aus Fluch Segen werden, wenn aus den anfänglich verwendeten aggressiven Tritoni stabile, reine Quartenintervalle werden. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er – Gott – „stolze Könige“ gestürzt hat und immer wieder stürzen wird, damit Gerechtigkeit und Recht den Sieg davontragen. Und wir dürfen den Menschen zusingen, die ohne Mut und Hoffnung sind, sich in schierer Ausweglosigkeit befinden, dass ER seinen Engeln befohlen hat, „dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“. Diese wunderbaren Arien, großen Chöre wie Choralstrophen können Sie live erleben: Mendelssohns Oratorium ELIAS, op. 70 erklingt am Samstag, 27. August, 17 Uhr in Aumühle – musiziert in einer Fassung für Kammerorchester mit einfacher Bläserbeset- zung.

Karten sind ausschließlich unter https://aumuehler.church-events.de erhältlich.

Ort: Kirche Aumühle

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